Wer sich im Ausland für ein gemeinnütziges Projekt einsetzen möchte, kann zwischen zwei grundsätzlichen Formen des freiwilligen Engagements wählen: Zum einen sind das die gesetzlich geregelten Freiwilligendienste, die von staatlicher Seite finanziert werden. Hier gelten klare Vorgaben, an die Freiwillige gebunden sind. Zum anderen gibt es die flexible Freiwilligenarbeit, die ihr wesentliches Merkmal bereits im Namen trägt. Denn bei dieser Form haben Volunteers maximale Entscheidungsfreiheit und sind praktisch in allen Punkten flexibel. Eine finanzielle Förderung gibt es für diese Art des Volunteerings allerdings nicht. Im Folgenden erklären wir dir, was flexible Freiwilligenarbeit genau bedeutet und welche Möglichkeiten und Nachteile sie mit sich bringt.
Unabhängig davon, mit welcher Organisation du ins Ausland gehst, zeichnet sich die flexible Freiwilligenarbeit durch bestimmte Merkmale aus, die gleichzeitig die wesentlichen Unterschiede zum gesetzlich geregelten Freiwilligendienst darstellen:
Bei den Anbietern für flexible Freiwilligenarbeit im Ausland handelt es sich um gewerbliche Veranstalter. Ihre Angebote sind demnach kommerzieller Art. Die Zahl der Anbieter ist beinahe unüberschaubar groß, wobei sich ihre Angebote teils deutlich unterscheiden. Während sich manche auf Freiwilligenarbeit spezialisiert haben, organisieren andere darüber hinaus weitere Auslandszeiten wie Work-and-Travel-Aufenthalte oder Au-Pair-Stellen. Einige Veranstalter vermitteln Volunteers weltweit, andere nur in bestimmte Länder oder Regionen. Entweder der Veranstalter steht direkt mit den gemeinnützigen Organisationen vor Ort in Verbindung oder er arbeitet mit Agenturen in den Zielländern zusammen, die ihrerseits den Kontakt zu Projekt-Betreibern herstellen. Manche Anbieter betreiben zudem eigene Projekte im Ausland.
Hier findest Du weitere Infos zu Veranstaltern, die Freiwilligenarbeit anbieten.
Wie bereits erwähnt, ist flexible Freiwilligenarbeit in vielfältigen Einsatzbereichen möglich. Hier ein Überblick:
In diesem Tätigkeitsfeld werden zahlreiche Projekte in fast allen Ländern weltweit durchgeführt. Dazu gehört die Arbeit mit Menschen, die Betreuung oder Unterstützung benötigen, etwa Kinder und Jugendliche, unter Armut leidende oder alte Menschen sowie Obdachlose oder Menschen mit Behinderung. In Entwicklungs- und Schwellenländern findet außerdem häufig
Aufklärungs- und Bildungsarbeit statt, beispielsweise zu den Themen
Frauenrechte, Umwelt oder Ernährung.
In diesen Bereich fallen auch Projekte wie z.B. Aufräumarbeiten und der Wiederaufbau nach
Umweltkatastrophen. Weitere Tätigkeiten sind der Bau von Häusern oder
Auffangbecken zum Sammeln von Regenwasser.
In Ländern, die beliebte Reiseziele darstellen, haben es sich Projektbetreiber zur Aufgabe gemacht, für soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu sorgen. Das geschieht durch die Entwicklung nachhaltiger Ökotourismus-Angebote oder die Anfertigung umweltverträglicher Souvenirs.
Hierbei geht es zumeist um Schulunterricht, insbesondere Englischunterricht für Kinder (und auch Erwachsene). Weitere Optionen sind das Unterrichten von Lesen und Schreiben für Analphabeten oder das Vermitteln von grundlegenden Computerkenntnissen.
In diesen Projekten kümmerst du dich um die Kleinen in der Gesellschaft. Du bist z.B. in Kindertagesstätten oder Vorschulen tätig und betreust, forderst und förderst die Kinder in den verschiedenen Einrichtungen. Häufig kannst du dort auch deine eingenen Ideen einbringen.
Die Arbeit in Medizin und Pflege findet in Krankenhäusern, Therapie- und Rehabilitationszentren sowie in Einrichtungen für Senioren statt. Des Weiteren gibt es Hilfsprojekte, die der mangelhaften Ernährung in einigen Teilen der Welt entgegenwirken oder solche, die sich der Arbeit mit HIV-Infizierten widmen. Für die Arbeit im Gesundheitssektor sind mitunter Vorkenntnisse erforderlich. So oder so bietet sich eine solche Tätigkeit besonders an, wenn du eine entsprechende Ausbildung oder ein Studium anstrebst oder absolviert hast. Einige Projekte werden auch als Praktikum anerkannt.
Ob du Straßenhunden helfen oder etwas zum Artenschutz exotischer Tiere wie Orang-Utans beitragen möchtest – in diesem Bereich ist die Projektauswahl breit gefächert. Meist widmen sich die Projekte Tieren, die in irgendeiner Weise bedroht sind oder von Menschen verstoßen oder gar misshandelt wurden. Die Einsatzorte reichen von der freien Wildbahn über Auffangstationen bis hin zu Zoos. Wir raten dir, die Angebote genau unter die Lupe zu nehmen und kritisch zu hinterfragen (siehe auch: „Wichtige Punkte zur Projektwahl”).
Ziel dieser Art von Projektarbeit ist es, die intakte Umwelt zu erhalten, wiederherzustellen und insgesamt für Nachhaltigkeit zu sorgen. An Land geschieht das mit Maßnahmen wie Wiederaufforstung, Kontrollen von Baumbeständen oder das Anlegen von Wegen. Für Volunteers mit Tauchschein gibt es außerdem Möglichkeiten, sich in Sachen Meeresschutz zu engagieren und Expeditionen oder Forschungsarbeiten zu unterstützen.
Außer den genannten umfasst das Gesamtangebot auch Projekte mit sportlichem oder auch kulturellem Schwerpunkt bzw. im Bereich Organic Farming. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die sog. Workcamps - hier kommst du mit vielen anderen Jugendlichen aus der ganzen Welt zusammen um ein gemeinnütziges Projekt umzuzusetzen.
Da die Angebote zum flexiblen Volunteering derart zahlreich und verschiedenartig sind, liegt die Verantwortung für einen sinnvollen und sozialverträglichen Auslandseinsatz zum Großteil bei dir. Denn so groß wie die Vielfalt der Angebote sind auch die Qualitätsunterschiede. Nimm dir daher ausreichend Zeit für die Projektsuche und setze dich intensiv mit den infrage kommenden Anbietern und ihren Programmen auseinander.
Mache dir zudem Gedanken zu deiner Aufenthaltsdauer. Gerade für die Freiwilligenarbeit mit Kindern gilt: Je länger desto besser. Die Kleinen gewöhnen sich an die Volunteers und bauen eine emotionale Bindung auf. Aufenthalte von wenigen Wochen richten daher oft mehr Schaden an als dass sie nutzen. Auch abgesehen von der Arbeit mit Kindern und Menschen generell lohnt es sich zu hinterfragen, ob man bei einem sehr kurzen Einsatz wirklich eine Hilfe für das jeweilige Projekt ist.
Bei der flexiblen Freiwilligenarbeit locken Angebote in vielen touristisch attraktiven Ländern wie den USA, Kanada oder Australien. Dies sind aber nicht unbedingt die Länder, die dringend auf Hilfe von außen angewiesen sind. Bei den gesetzlich geregelten Freiwilligendiensten stehen Entwicklungs- und Schwellenländer im Fokus. Angehende Freiwillige, die sich für eine sinnvolle gemeinnützige Sache engagieren wollen, sollten diese Länder ebenfalls berücksichtigen.